Thursday, March 20, 2008

"Das soll so sein"

Eine Vorliebe, die Wahrscheinlich so lange bei mir ist, wie ich alt bin, ist die Schokolade.
Deswegen verschlinge ich alle Texte, die das Wort beinhalten; leider sind diese Texte fast immer in den Zeitungen. 

Heute las ich in der Süddeutsche Zeitung online einen Artikel von Katharina Höller über eine Kakaobar in München "b-cocoa". Der Artikel ist sachlich, kommt gut zur Sache und auch einladend... hmm... wäre ich nicht krank, würde ich ein Stückchen Schocki haben.

Nur wegen eines Satzes bin ich beunruhigt: "Das soll so sein" 

Der Satz sagte der Besitzer des Ladens  Michael Beck, bezüglich der Kakaoprobe, die eine Weinprobe ähnelte. Der Kakaogeschmack charakter muss gestärkt werden meint er. Also stärker als von sekundären Geschmäcken wie Orangen oder Lavendel. Ich glaube, bei den anderen Schokoladen, die ich bisher probierte, war der Geschmack von anderen Zutaten auch nicht kräftiger als vom Kakao. 

Aber zurück zum Satz. Beunruhigend ist er, weil er uns sagen will, wie unseres Schokolade-erlebnis sein sollte. Es begrenzt die Vielfältigkeit des Kakaos zu einer Weinprobe-Erfahrung, und das wäre schade. Auch ist es schade nur die "Hochprozentige" Schokoladen als die "so sollte es sein"-Schokolade zu bezeichnen. Das klingt eher wie eine Mode. Und diese kommen und gehen wieder nach Wünsch (oder wenn es zu oft solche "Das soll so sein" Sätze vorkommen). Was ist mit der zärtlichen Milchschokolade passiert? Diese haben auch ein Recht weiter zu existieren.

Und die Kunden sollten sie weiter bekommen. 

Wir sollten einfach offen bleiben, und uns vor allem bei wunderbaren Dingen wie Schokolade oder Wein sagen lassen, was am besten ist, sondern probieren, selber Fehler machen um unseren Weg zu finden: alte Rezepturen und neue Kreationen, mit wenig oder keine oder viel Milch oder Kakao. Schokolade in großen Bissen oder langsam schmelzen lassen, mit Gabel und Messen, Salz oder Zucker, Flüssig oder Gefroren. Die ganze Möglichkeiten, die wir uns vorstellen zu probieren, um wirklich uns mit Geschmäcken identifizieren zu dürfen.

Und diese Einladung an Probevariationen gilt auch für die Autorin und Herr Beck. Denn es kann AUCH so sein. 

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